Katze

FIP

FIP bei Katzen - wann muss man sich Sorgen machen?

FIP bei Katzen - wann muss man sich Sorgen machen?

Dr. Elisabeth Kellerwessel

Tierklinik Köln-Süd

Katze neben Katzenbaum
Katze neben Katzenbaum

Was ist FIP - und warum ist diese Krankheit so gefürchtet?

FIP steht für Feline Infektiöse Peritonitis - eine schwere Erkrankung, die durch eine Mutation des weit verbreiteten, eigentlich harmlosen feilinen Coronavirus (FCoV) entsteht. Viele Katzen tragen dieses Virus in sich, ohne je krank zu werden.

Doch bei etwa 10% der infizierten Katzen mutiert das Virus zu einer gefährlichen Form, die sich über bestimmte Immunzellen im Körper verteilt. Die Folge: starke Entzündungen, oft in Bauch, Brust, Augen oder sogar im Gehirn.

Es gibt zwei Hauptformen von FIP:

  • Feuchte (effusive) FIP: Flüssigkeit sammelt sich im Bauch oder Brustkorb – häufig sichtbar als „dicker Bauch“ oder Atemnot.

  • Trockene (nicht-effusive) FIP: Entzündungsherde entstehen in Organen wie Augen, Gehirn, Leber oder Nieren – meist ohne Flüssigkeit.

Ist FIP ansteckend?

Ja - aber nur das ursprüngliche feline Coronavirus (FCoV), nicht die FIP selbst.
FCoV wird über Kot oder Speichel übertragen und ist bei vielen Katzen verbreitet - oft völlig unbemerkt. Die gefährliche FIP-Form entsteht nur bei einem kleinen Teil der infizierten Katzen durch eine Mutation im Körper. Das heißt: Eine Infektion mit FCoV bedeutet nicht automatisch, dass die Katze auch an FIP erkrankt.

Frau mit Katze
Frau mit Katze
Frau mit Katze

🐱 Hat meine Katze FIP? – Symptome & Risikofaktoren im Überblick

Das Heimtückische an FIP: Die ersten Symptome sind unspezifisch. Viele Halter*innen merken nur, dass „etwas nicht stimmt“.

Frühe Anzeichen

Trockene FIP

Feuchte FIP

Fieber, oftmals keine Ansprache auf Antibiotika

Augenveränderungen (Eintrübung, Farbveränderung, Blut im Auge)

Plötzlich aufgeblähter Bauch (Flüssigkeit im Bauchraum)

Teilnahmslosigkeit, Müdigkeit

Neurologische Symptome wie Wackelgang, Krampfanfälle, Kopfschiefhaltung

Atemnot, beschleunigte Atmung (Flüssigkeit im Brustkorb)

Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust

Gelbfärbung der Schleimhäute (Leberbeteiligung)

Weiterhin Fieber und Apathie

Glanzloses, struppiges Fell

Vermehrter Durst, Gewichtsverlust, Durchfall oder Erbrechen (Organbeteiligung)

Appetitlosigkeit

👉 Wie schnell entwickelt sich FIP?

Das ist unterschiedlich. Gerade bei jungen Katzen kann es schnell gehen – innerhalb weniger Tage bis Wochen. Die trockene Form verläuft oft schleichender über Monate.

Risikofaktoren für FIP:

  • Junges Alter (unter 1,5 Jahre): Besonders gefährdet sind Kitten im Alter von 4–12 Monaten.

  • Herkunft: Katzen aus Tierheimen, Zuchten oder größeren Gruppen (z. B. Mehrkatzenhaushalt).

  • Stress: Umzug, Kastration, Impfung oder andere Erkrankungen begünstigen den Ausbruch.

  • Rasse: Reinerbige Katzen (z. B. Ragdoll, Bengal, Birma) sind häufiger betroffen.

⚠️ Verdacht auf FIP – was jetzt?

Wenn du Symptome bei deiner Katze beobachtest – besonders in Kombination mit den genannten Risikofaktoren – ist schnelles Handeln wichtig:

Dein 3-Schritte-Plan:

  1. 📋 Symptome aufschreiben – Was fällt dir auf? Seit wann?

  2. 🩺 Tierärztliche Einschätzung einholen – möglichst zeitnah.

  3. 💬 Zweitmeinung nutzen, wenn du unsicher bist oder eine konkrete FIP-Diagnose im Raum steht.

Katze beim Tierarzt
Katze beim Tierarzt
Katze beim Tierarzt

🧪 Wie wird FIP diagnostiziert – und warum ist es so kompliziert?

Die Diagnose von FIP ist nach wie vor eine Herausforderung, weil es keinen einzelnen Test gibt, der die Erkrankung mit absoluter Sicherheit ausschließt oder bestätigt. Am zuverlässigsten ist derzeit ein positiver PCR-Test auf mutiertes FIP-Virus – allerdings nur, wenn das Probenmaterial geeignet ist (z. B. Flüssigkeit aus Bauch- oder Brustraum, Serum).

Ein positiver PCR-Test in passender Probe gilt als sehr starker Hinweis auf FIP.
Ein negativer PCR-Test hingegen schließt FIP nicht sicher aus, insbesondere dann nicht, wenn das Material ungeeignet ist (z. B. Blut, Kot oder Harn).

💡 Die feuchte (effusive) FIP lässt sich oft leichter diagnostizieren, da bei Flüssigkeitsansammlungen in Bauch oder Brustraum Punktate gewonnen werden können, die sich gut für PCR-Tests und ergänzende Laboruntersuchungen eignen (z. B. Rivalta-Test).
Die trockene (nicht-effusive) FIP ist deutlich schwerer zu fassen, da häufig keine Flüssigkeit vorliegt. In diesen Fällen wären idealerweise Proben aus betroffenen Lymphknoten nötig – was in der Praxis oft nicht möglich ist.

Deshalb basiert die Diagnose meist auf einer Kombination verschiedener Faktoren:
• Klinische Symptome und Krankheitsverlauf
• Allgemeine Blutwerte (z. B. hohe Globuline, niedriger Albumin-Globulin-Quotient, Anämie)
• Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen (z. B. Bauchwasser, Organveränderungen)
• Rivalta-Test bei Flüssigkeit im Bauchraum
• PCR-Test (idealerweise aus Punktat oder Serum)
• Ausschluss anderer möglicher Ursachen – v. a. Lymphom bei trockener FIP

Je mehr dieser Puzzlestücke zusammenpassen, desto wahrscheinlicher ist eine FIP-Diagnose – besonders bei einem typischen Krankheitsbild und positivem PCR-Ergebnis.

Lohnt sich eine Zweitmeinung?

Ja - besonders bei trockener FIP oder unklaren Fällen. Auch wenn dir der vorgeschlagene Weg nicht schlüssig erscheint, kann ein zweiter Blick von einem FIP-erfahrenen Tierarzt helfen.

💊 Kann FIP behandelt werden – und wie komme ich an das Medikament?

Ja! FIP war lange ein Todesurteil – doch heute gibt es mit GS-441524 ein antivirales Medikament, das bei vielen Katzen zu einer vollständigen Heilung führen kann. Es stoppt die Vermehrung des Virus im Körper und ist eng verwandt mit Remdesivir, das aus der Humanmedizin bekannt ist.

Behandlung im Überblick:

  • Dauer: ca. 12 Wochen (84 Tage)

  • Form: meist Tabletten, gelegentlich Injektionen

  • Dosierung: abhängig von Gewicht und betroffenen Organen (höher bei Augen oder Gehirn)

  • Kontrollen: regelmäßige Blutwerte beim Tierarzt

  • Kosten: mehrere hundert bis mehrere tausend Euro – je nach Anbieter und Gewicht der Katze

Warum ist GS-441524 in Deutschland nicht zugelassen?

Der Wirkstoff stammt ursprünglich aus der Humanmedizin. Eine Zulassung als Tierarzneimittel in Europa ist derzeit im Antragsprozess, aber noch nicht abgeschlossen. Deshalb dürfen Tierärzt*innen das Medikament nicht selbst bestellen, abgeben oder spritzen.

👉 Was heißt das für dich als Katzenhalter*in?

Viele Tierärztinnen begleiten die Behandlung off-label, wenn Besitzerinnen das Medikament selbst besorgen – z. B. über Online-Communities, Empfehlungen anderer Betroffener oder Bezugsquellen im Ausland (wie Frankreich). Sprich offen mit deinem Tierarzt oder deiner Tierärztin darüber, was aktuell möglich ist.

👉  Was kann man tun, wenn GS (noch) nicht möglich ist?

Wenn eine sofortige Behandlung mit GS nicht machbar ist, bleibt derzeit nur eine palliative Versorgung. Ziel ist es, das Leiden der Katze so gut wie möglich zu lindern.

  • Flüssigkeitszufuhr bei Dehydration

  • Appetitanreger und hochkalorisches Futter

  • Schmerzmittel oder bei Bedarf entzündungshemmende Mittel

  • Entlastung des Bauch- oder Brustraums, wenn sich viel Flüssigkeit angesammelt hat

❗ Wichtig: Diese Maßnahmen behandeln nur die Symptome – sie können die Krankheit nicht stoppen. Ohne gezielte antivirale Therapie ist die Prognose bei FIP leider weiterhin sehr schlecht.

📈 Wie gut sind die Heilungschancen?

Mit GS-441524 liegen die Erfolgsaussichten bei ca. 80–90 % – ein medizinischer Durchbruch.

  • Wet FIP: Oft deutliche Besserung schon nach wenigen Tagen

  • Dry FIP: Verbesserungen eher schleichend, aber ebenfalls heilbar

🐾 Fazit: FIP ist behandelbar – je früher du handelst, desto besser

FIP ist eine ernste Erkrankung, aber heute keine Hoffnungslosigkeit mehr. Wenn du Symptome beobachtest oder eine Diagnose im Raum steht, hol dir Hilfe. Je früher du reagierst, desto besser sind die Heilungschancen.

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