Hund
Arthrose

Yvonne Birkl
Tierheilpraxis Birkl
Ursache ist meist eine chronische Gelenkerkrankung wie Arthrose. Die Gelenke – bewegliche Verbindungen zwischen den Teilen des Skelettsystems – verlieren im Alter an Elastizität und Versorgung. Die Gelenkkapsel produziert weniger Gelenkschmiere, der Knorpel wird dünner, die Reibung nimmt zu. Knochen demineralisieren (Osteoporose), Stoffwechselprodukte lagern sich ab, und es kommt zu entzündlichen Prozessen im Gelenk. Die Folge: Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und teils auch seelische Veränderungen wie Unruhe, Reizbarkeit oder Rückzug.
Arthrose kann viele Gesichter haben: Hüftgelenksdysplasie, Ellenbogendysplasie, aseptische Humeruskopfnekrose oder Epiphysiolysis – all das sind Formen von Knorpelschäden, die durch genetische Veranlagung, Fehlbelastung, Überbeanspruchung oder hormonelle Einflüsse begünstigt werden. Die betroffenen Tiere zeigen Lahmheiten, Vermeidung bestimmter Bewegungen oder schonen einzelne Gliedmaßen. Oft erkranken im Verlauf auch andere Gelenke durch die ständige Überlastung.
Viele Hunde erhalten bei ersten Beschwerden Schmerzmittel (NSAIDs). Diese sind bei akuten Entzündungen oft sehr wirksam. Doch bei chronischen Fällen stößt die rein symptomatische Behandlung an ihre Grenzen: Die Wirkung nimmt ab, die Belastung für Leber, Niere und Magen steigt. Und der eigentliche Zustand des Gelenks bleibt unverändert.
Genau hier setzt die Phytotherapie an – als sanfte, langfristig verträgliche Ergänzung. Sie hat das Ziel, körpereigene Regulationsmechanismen zu aktivieren, Entzündungen zu bremsen, Schmerzen zu lindern und die Durchblutung zu fördern.
Bei chronischen Gelenkerkrankungen werden Heilpflanzen mit unterschiedlichen Wirkungen kombiniert, z. B.:
Ausleitende Pflanzen, um Stoffwechselprodukte auszuleiten und die Wirkung dauerhaft zu erhalten
Entzündungshemmende und schmerzstillende Pflanzen, um das Wohlbefinden zu verbessern
Pflanzen zur Durchblutungsförderung, um das Gelenk besser zu versorgen
Arzneipflanzen zur Reaktivierung chronischer Prozesse, wenn die Regulation stagniert
Die Kombination erfolgt individuell – abgestimmt auf Alter, Belastung, Schmerzintensität und allgemeine Konstitution des Hundes.
🌿 Diese Pflanzen haben sich bewährt
1. Kurkuma – Die Leitpflanze bei Arthrose
Was ist Kurkuma?
Kurkuma ist eine gelbe Wurzel aus Südasien und gehört zur Familie der Ingwergewächse. Der wichtigste Wirkstoff darin heißt Curcumin – und dieser hat es in sich.
Wie wirkt Curcumin?
Curcumin wirkt entzündungshemmend und antioxidativ. Es blockiert im Körper bestimmte Entzündungswege, z. B. den NF-kB-Signalweg und das Enzym COX-2. Diese sind bei chronischen Gelenkerkrankungen wie Arthrose überaktiv – sie sorgen dafür, dass das Gelenk dauerhaft entzündet bleibt.
Was bedeutet das für deinen Hund?
➡️ Weniger Entzündung = weniger Schmerz = mehr Bewegungsfreude.
Curcumin hilft also dabei, die Gelenkschleimhaut zu beruhigen und den Knorpelabbau zu verlangsamen. Zudem schützt es das Gewebe vor Schäden durch freie Radikale.
Was sagen Studien?
In einer placebokontrollierten Studie mit 30 Hunden mit Arthrose führte die Gabe eines Curcumin-haltigen Ergänzungsfuttermittels (zusammen mit Kollagen und grünem Tee) zu deutlich weniger Schmerzen und besserer Beweglichkeit innerhalb von 90 Tagen.
📖 Gupta et al., 2021, PMC7502685
Wie wird es angewendet?
In Form von Kapseln oder Pulver (z. B. zum Untermischen ins Futter)
Mit Piperin (aus schwarzem Pfeffer) kombinieren – es erhöht die Aufnahme im Darm um bis zu 2.000 %
Bei empfindlichen Tieren langsam einschleichen
Worauf achten?
Bei empfindlichem Magen kann Kurkuma Reizungen verursachen – ggf. mit Futter geben
Nicht bei bekannten Gallenproblemen oder Blutgerinnungsstörungen
Immer: nur standardisierte Produkte mit hohem Curcumingehalt verwenden
Gut zu wissen:
Curcumin wirkt oft nicht sofort, sondern entfaltet seine Wirkung nach etwa 2–4 Wochen regelmäßiger Anwendung.
2. Boswellia – Sanfte Entzündungsbremse aus dem Weihrauch
Was ist das?
Boswellia serrata – auch als indischer Weihrauch bekannt – stammt aus dem Harz des gleichnamigen Baumes. Seine Boswelliasäuren sind medizinisch wirksam.
Wie wirkt es?
Boswellia blockiert die 5-Lipoxygenase, ein Enzym, das Entzündungen im Körper antreibt. Das macht es hilfreich bei chronischen Gelenkentzündungen wie Arthrose oder Spondylose.
Wann sinnvoll?
– Bei Hunden mit schleichend verlaufender Arthrose
– Wenn klassische Schmerzmittel nicht gut vertragen werden
– Zur Langzeitanwendung
Studie:
In einer Studie mit über 200 Hunden verbesserten sich Beweglichkeit und Schmerzverhalten signifikant nach Gabe eines Boswellia-Präparats über 6 Wochen.
📖 Reichling et al., 2004, Planta Medica
Hinweise:
Sehr gut verträglich. Die Wirkung zeigt sich oft erst nach 2–3 Wochen. Kann gut mit Kurkuma kombiniert werden.
3. Teufelskralle – Hilfe für steife Gelenke
Was ist das?
Die afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) ist bekannt für ihre entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung – vor allem bei „Anlaufbeschwerden“.
Wie wirkt sie?
Die Harpagoside in der Wurzel hemmen Entzündungsstoffe im Gelenk und wirken ähnlich wie milde Schmerzmittel – allerdings ohne sedierende Nebenwirkungen.
Wann sinnvoll?
– Bei steifen Gelenken am Morgen
– Bei Rückenschmerzen oder Hüftproblemen
– Als Unterstützung bei chronischen Gelenkentzündungen
Studie:
In einer Untersuchung verbesserte sich die Gehfähigkeit von Hunden mit Hüftdysplasie nach mehrwöchiger Gabe deutlich.
📖 Lippiello et al., 2010 – zitiert in Salzedas et al., 2024, Revista Foco
Hinweise:
Nicht geeignet bei Magenproblemen (regt Magensäure an). Am besten mit Futter geben. Einschleichen empfohlen.
4. Grünlippmuschel - Nährstoffe für Knorpel und Gelenk
Was ist das?
Die neuseeländische Grünlippmuschel (Perna canaliculus) ist reich an Omega-3-Fettsäuren, Glykosaminoglykanen und Aminozuckern – wichtige Bausteine für Gelenkknorpel.
Wie wirkt sie?
Sie unterstützt den Knorpelaufbau, verbessert die Gelenkschmiere und wirkt leicht entzündungshemmend.
Wann sinnvoll?
– Bei Arthrose oder Knorpelabbau
– Zur Prophylaxe bei Risikorassen (z. B. Labrador, Schäferhund)
– In Kombination mit Kurkuma oder Boswellia
Studie:
Eine Übersichtsarbeit bestätigte die positive Wirkung auf Gelenkbeschwerden bei Hunden – besonders bei längerer Anwendung.
📖 Zawadzki et al., 2013, Vet Res Commun
Hinweise:
Nur bei guter Qualität wirksam. Anfangs evtl. weicher Kot. Nicht für Hunde mit Meeresfrüchte-Allergie geeignet.
5. CBD-Öl – Entspannung für Körper und Gelenk
Was ist das?
CBD (Cannabidiol) stammt aus der Hanfpflanze, enthält aber kein THC und wirkt daher nicht berauschend. Es wird zunehmend bei chronischen Schmerzen eingesetzt.
Wie wirkt es?
CBD beeinflusst das körpereigene Endocannabinoid-System, das Schmerz, Entzündung und Stimmung reguliert. Es kann Muskelverspannungen lösen und die Schmerzwahrnehmung verringern.
Wann sinnvoll?
– Bei chronischen Gelenkschmerzen mit Unruhe
– Wenn herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichen
– Bei alten Hunden mit Schlafproblemen durch Schmerz
Studie:
In einer vierwöchigen US-Studie zeigten arthrosekranke Hunde mit CBD-Öl signifikant weniger Schmerzverhalten und mehr Aktivität.
📖 Gamble et al., 2018, Front Vet Sci
Hinweise:
Nur Produkte <0,2% THC verwenden. Kann Wechselwirkungen mit Lebermedikamenten haben. Langsam einschleichen.
🧭 Wann welche Pflanze?
Beschwerdebild | Geeignete Heilpflanzen |
---|---|
Steife Gelenke am Morgen | Teufelskralle, Boswellia |
Dauerhafte Entzündung + Schmerz | Kurkuma, CBD |
Knorpelabbau oder Arthrose | Grünlippmuschel + Kurkuma |
Schmerzen + Stress/Unruhe | CBD + Teufelskralle |
⚠️ Wichtige Hinweise zur Anwendung
Nicht jede Pflanze ist für jedes Tier geeignet! Besonders bei Leber-, Nieren- oder Herzproblemen immer Rücksprache mit Tierarzt oder Tierheilpraktiker halten.
Start low, go slow: Einschleichen in kleinen Dosen hilft, Nebenwirkungen zu vermeiden.
Bei gleichzeitiger Medikamentengabe (z. B. NSAIDs, Herzmedikamente) mögliche Wechselwirkungen beachten.
Immer: Qualität zählt. Verwende Präparate in Apothekenqualität oder speziell für Tiere.
Nicht alles ist für Katzen geeignet – dieser Artikel bezieht sich explizit auf Hunde.
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